Das Stick-Projekt "Das Leben der Elisabeth von Calenberg"

Elke Hirschler

Das Stick-Projekt “Das Leben der Elisabeth von Calenberg”

Am Anfang stand die Idee, die Geschichte der Elisabeth von Calenberg auf einem Wand-Teppich, gestickt in der mittelalterlichen Technik des “Klosterstichs”, zu zeigen.

Wir konnten die hannoversche Künstlerin Marie-Luise Thiele für eine Mitarbeit gewinnen. Sie beschäftigte sich eingehend mit Dokumenten über das Leben dieser für unsere Region so wichtigen Herzogin und legte uns die Ergebnisse, zusammengefasst in einzelnen Stationen, in einer großen Zeichnung vor. Aus dieser erarbeiteten wir die Stick-Vorlage.

Da der Teppich am Ende fast zwei Meter mal zwei Meter groß werden sollte, wäre es sehr unhandlich gewesen, ihn in einem Stück zu arbeiten. Er wurde daher in zwei Teilen, einem oberen und einem unteren, gestickt. Später wurden beide Teile zusammengefügt, und die Nahtstelle wurde überstickt.

Die Arbeit wurde im Jahr 2008 begonnen, allerdings häufig unterbrochen, auch mal für eine längere Zeit. Am 15. Februar 2019, nach fast 11 Jahren, konnten wir die Fertigstellung des Werkes feiern. Der Teppich hat nun die genauen Maße 178 cm x 182 cm.

Die Stickvorlage

Aus der Zeichnung der Künstlerin erstellten wir die Stickvorlage. Dabei mussten wir darauf achten, dass alle Begrenzungslinien geschlossene Flächen bilden.

Manchmal müssen wir Bilder einfügen, in diesem Falle das Bild der Papstschrift “Bulla contra errores Martini Lutheri et sequacium” (Bulle gegen die Irrtümer Martin Luthers und seiner Anhänger) in perspektivisch halbwegs richtiger Lage.

Die stickfähige Vorlage färbten wir am Computer ein. Dabei versuchten wir zeitgemäße, aber auch zu einander passende Farbtöne auszuwählen.

Dass später die Garnfarben manchmal erheblich von den gewählten Lichtfarben abweichen, wird nicht verwundern. Zum einen handelt es sich beim Farbensehen um physikalisch unterschiedliche Ereignisse im menschlichen Auge, zum andern benutzten wir viele handgefärbte Garne, deren Farbton bei Nachkauf des Garnes ständig variieren, und im übrigen ändert sich manche Vorstellung mit dem Stickfortschritt.

Die Lebensgeschichte der Elisabeth von Calenberg

entsprechend der Szenen des Teppichs, allerdings in stark verkürzter Form:

Am 24. August des Jahres 1510 kommt in Cölln Elisabeth als als drittes Kind und zweite Tochter des Kurfürsten von Brandenburg, Joachim I., und seiner Frau, Elisabeth von Dänemark, zur Welt.

Mit knapp 15 Jahren wird Elisabeth mit dem 40 Jahre älteren und verwitweten Herzog Erich I. von Braunschweig – Calenberg – Göttingen verheiratet.

Elisabeth folgt ihrem Mann auf das Welfenschloss in Münden. Hier hat sie 1534 den ersten Kontakt mit Martin Luther, mit dem sie seit dem Jahr 1538 in regelmäßigem Briefkontakt steht.

Als Erich I. 1540 stirbt, übernimmt Elisabeth gegen starke Widerstände die vormundschaftliche Regentschaft im Fürstentum Calenberg. In den folgenden fünf Jahren setzt sie in ihren Landen die Reformation durch.

Elisabeth und ihre Mutter nehmen das “Abendmahl in beiderlei Gestalt” und bekennen sich damit öffentlich zum lutherischen Glauben. Antonius Corvinus wird Superintendent des Fürstentums mit Sitz in Pattensen. Der Jurist von Waldhausen wird auf Empfehlung Luthers zum fürstlichen Rat und späteren Kanzler ernannt. Weitere Gelehrte helfen Elisabeth, ihr Reformationswerk durchzusetzen.

Die immer häufigeren Reibereien zwischen Protestanten und Katholiken machen alle Länder, Fürsten- und Herzogtümer unsicher und führen später zum 30-jährigen Krieg. 1553 wird Elisabeth aus Münden vertrieben; sie flieht nach Hannover und später nach Ilmenau, wo sie 1558 verbittert und entkräftet stirbt.

Elisabeths Sohn hat 1545 die Regierung übernommen, wendet sich dem katholischen Glauben zu und versucht, die Werke seiner Mutter zu zerstören. Nicht einmal vor einer Inhaftierung von Corvinus und Unterstützern schreckt er zurück. Dennoch haben manche von Elisabeths Ideen und Reformen auch heute noch Gültigkeit.