Ausgießung des Heiligen Geistes
Entwurf: Konfirmand Joachim Rausch
95 x 90 / 1986/87
Stilisierte Krone
Antependium für die Adventszeit
Entwurf: Konfirmandin Elke Ertner
Klosterstich, Applikationen
95 x 90 / 1987
Antependium zur Trinitatiszeit
Entwurf: Konfirmandin Sabine Götsch
95 x 90 / 1988
Bibeltext zum Bild
Aus dem Evangelium des Matthäus, Kapitel 6, Verse 25 bis 34
- Darum sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?
- Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?
- Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?
- Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.
- Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.
- Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?
- Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?
- Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
- Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.
- Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Hochzeit zu Kana
Antependium zur Epiphaniaszeit
Entwurf: Elke Hirschler
95 x 90 / 1989
Bibeltext zum Bild
Die Hochzeit zu Kana
Evangelium des Johannes, Kapitel 2, Verse 1 bis 11
- Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.
- Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.
- Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
- Jesus spricht zu ihr: Was geht’s dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
- Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
- Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße (ca. 100 Liter).
- Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
- Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.
- Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam
- und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten.
- Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.
Die klugen und die törichten Jungfrauen
Antependium zum Ewigkeitssonntag
Entwurf: Erich Klahn
95 x 90 / 1991/92
Bibeltext zum Bild
Aus dem Evangelium des Matthäus, Kapitel 24, Verse 1 bis 13
Da wohl jeder dieses Gleichnis, zumindest dem Inhalt nach, kennt, soll hier einmal der Text in Martin Luthers Schreibweise von 1545 abgedruckt werden. (entnommen der “Luther-Bibel 1545. Digitale Bibliothek Band 29”.)
- DEnn wird das Himelreich gleich sein zehen Jungfrawen / die jre Lampen namen / vnd giengen aus dem Breutgam entgegen.
- Aber fünff vnter jnen waren töricht / vnd fünff waren klug.
- Die törichten namen jre Lampen / Aber sie namen nicht Ole mit sich.
- Die klugen aber namen Ole in jren gefessen sampt jren Lampen.
- Da nu der Breutgam verzog / worden sie alle schlefferig / vnd entschlieffen.
- ZVr Mitternacht aber ward ein geschrey / Sihe / der Breutgam kompt / gehet aus jm entgegen.
- Da stunden diese Jungfrawen alle auff / vnd schmückten jre Lampen.
- Die törichten aber sprachen zu den klugen / Gebt vns von ewrem Ole / Denn vnsere Lampen verlesschen.
- Da antworten die Klugen / vnd sprachen / Nicht also / auff das nicht vns vnd euch gebreche / Gehet aber hin zu den Kremern / vnd keuffet fur euch selbs.
- Vnd da sie hin giengen zukeuffen / kam der Breutgam / vnd welche bereit waren / giengen mit jm hin ein zur Hochzeit / Vnd die thür ward verschlossen.
- Zu letzt kamen auch die andern Jungfrawen / vnd sprachen / HErr / HErr / thu vns auff.
- Er antwortet aber / vnd sprach / Warlich ich sage euch / Jch kenne ewer nicht.
- Darumb wachet / Denn jr wisset weder tag noch stund in welcher des menschen Son komen wird.
Über die Entstehung dieser Antependien erzählt Elke Hirschler:
Im Sommer 1991 bat man mich, im Altenkreis über die Antependien-Stickerei in unserer Gemeinde zu berichten. Als ich mich auf diesen Vortrag vorbereitete, fiel mir auf, dass wir durch diese Arbeit in der Gemeinde eine alte Tradition Niedersachsens fortsetzen.
Doch zunächst möchte ich zwei Begriffe erklären, die ich des Öfteren verwenden werde: Unter einem Parament versteht man christliche Gewänder und alle Textilien, die in Kirche und Gottesdienst gebraucht werden Antependium heißt soviel wie Vorhang – es ist ein Vorhang bzw. ein Schmucktuch an Altar, Kanzel oder Lesepult. Ein Antependium ist also ein Parament.
Nun zu der erwähnten niedersächsischen Tradition. In den niedersächsischen Klöstern schufen Nonnen wunderbare Kunstwerke – Teppiche – zur Ehre Gottes. Sie stickten, fast ausschließlich im Klosterstich, Bildteppiche mit oft biblischen Inhalten, und bei der Arbeit setzten sie sich mit diesen Inhalten auseinander.
Ähnlich haben wir es in der Gemeinde gemacht: Konfirmanden setzten sich mit biblischen Themen auseinander, machten Entwürfe für Antependien, und ein Kreis begeisterter Stickerinnen setzte diese Entwürfe um und vollzog dabei die Gedanken der Konfirmanden nach.
Aber ich will der Reihe nach berichten.
Zunächst setzten sich die Konfirmanden des Jahrganges 1984/85 mit kirchlichen Inhalten auseinander. Sie lernten die Sonntage des Kirchenjahres kennen und die ihnen zugeordneten liturgischen Farben, und sie machten sich mit der christlichen Symbolsprache vertraut. Ich möchte das an einem Beispiel deutlich machen:
Die Konfirmandin Valentina Placke hatte sich im Unterricht dazu entschieden, ein grünes Antependium für die Epiphaniaszeit zu entwerfen. Dazu musste sie sich mit dem Evangelium des 2. Sonntages nach Epiphanias auseinandersetzen – es steht im Evangelium des Johannes, Kapitel 2, Verse 1 bis 11.
Valentina Placke hat ihre Gedanken dazu aufgeschrieben:
Auf meiner Vorlage zum Altarantependium sind 6 Tonkrüge zu sehen. Diese sind das Symbol für die Hochzeit zu Kana in Galiläa. Die liturgische Farbe ist grün, die Farbe der Schöpfung, für den 2. Sonntag nach Epiphanias.
Im Evangelium lesen wir die Geschichte Johannes 2, Vers 1 – 11:
Auf einer Hochzeit in Kana vollbrachte Jesus sein erstes wunderbares “Zeichen”. Als der Wein alle war, ließ sich Jesus 6 große Tonkrüge voll Wasser bringen. Dann trug Jesus den Dienern auf, den Küchenchef davon kosten zu lassen. Dieser stellte voll Erstaunen fest, dass in den Krügen besserer Wein war, als die Gäste zuvor bekommen hatten. Er ärgerte sich über die falsche Organisation. Aber die Kellner wussten, dass Jesus das Wasser in Wein verwandelt hatte. Das war das erste Zeichen, mit dem Jesus seine Herrlichkeit offenbarte. Und die Jünger glaubten an ihn.Ich habe für meine Darstellung die 6 Tonkrüge gewählt, weil nur bei Jesus’ erstem Wunder 6 Tonkrüge erwähnt werden. Die Strahlen, die auf die Krüge fallen, zeigen die Herrlichkeit des Sohnes Gottes: Jesus Christus.
An diesem Beispiel erkenne ich, dass wir Jesus in allen Nöten um Hilfe bitten können, und dass die Hilfe, die Jesus gibt, über das Erbetene weit hinausgeht.
Der Dichter Paul Gerhardt lobt den Herrn Jesus mit diesen Worten:
“Du füllst des Lebens Mangel aus
mit dem, was ewig steht.
Du führst uns in des Himmels Haus,
wenn uns die Erd’ entgeht.”
(EKG 230, 12)
Und so wie Valentina Placke haben es alle anderen Konfirmanden auch gemacht: Sie haben, manchmal mit Hilfe von Bildern, einen Entwurf für ein Antependium geschaffen und dann die dazugehörende biblische Geschichte interpretiert.
Diese schönen Entwürfe und guten Gedanken sollten nicht einfach in der Schublade verschwinden. Die Gemeinde entschloss sich daher, ein Antependium nach einem solchen Entwurf anfertigen zulassen. Mit Hilfe von Spendengeldern und offiziellen Zuschüssen war das möglich. Es entstand in der Paramentenwerkstatt des Klosters Marienberg in Helmstedt.
Allerdings wäre es zu kostspielig gewesen, mehrere Antependien dort fertigen zulassen, und so wurde in einem Gemeindebrief zur Bildung eines Stickkreises aufgerufen, und viele begeisterte Stickerinnen fanden sich zu einem großen Kreis zusammen – Alt und Jung, im Alter zwischen 15 und 80 Jahren.
Ich komme nun noch einmal zurück zu der Tradition der Klöster in Niedersachsen. Auch unser Stickkreis musste sich wieder intensiv mit den Inhalten der Entwürfe, mit den Farben und Symbolen auseinander setzen. Einige von uns haben die Entwürfe auch noch etwas umgearbeitet, damit sie auf das erst später festgelegte Format passten. Hierbei und auch beim Sticken kamen sicherlich auch uns manche guten Gedanken und Assoziationen.
Mir jedenfalls ging es so, wenn ich fast ein Jahr lang an einem solchen Antependium jeden Tag mindestens eine Stunde gearbeitet habe.
Die meisten von unserer Gruppe haben im Klosterstich gearbeitet – auch dieses eine alte niedersächsische Tradition. (Teppiche im Klosterstich kann man in den Klöstern Lüne, Wienhausen und Mariensee bewundern.) Der Stich ist eine Art Spannstich, der mindestens die Musterfläche ganz ausfüllt, meistens aber auch den gesamten Untergrund.
Langsam und allmählich entstanden so die Antependien, und ich glaube, dass wir stolz darauf sein können, in dieser Gemeinschaft 14 Antependien erstellt zu haben, die hoffentlich noch viele Jahre den Kirchenraum beleben und die Gemeinde erfreuen werden.
Nachtrag: Die Messiaskirche gibt es inzwischen nicht mehr – sie wurde 2008 entwidmet und abgerissen. Die Antependien wurden an die Matthias-Kirchengemeinde in Groß Buchholz gegeben.