Prof. Jane Schulenburg
Kloster Wienhausen, von Seraphim bewacht
Entwurf nach einer Malerei im Nonnenchor des Klosters Wienhausen
2009 / 28 x 19
Entwurf nach einer Malerei im Nonnenchor des Klosters Wienhausen
2009 / 28 x 19
Prof. Jane Schulenburg ist keine Teilnehmerin irgendeines Stickkurses im Kloster Wienhausen. Dennoch wollen wir sie gern an dieser Stelle den Besuchern unserer Seiten vorstellen – einerseits wegen ihrer häufigen Besuche in mittelalterlichen Klöstern in Deutschland, vor allem aber wegen ihrer wirklich beeindruckenden Stickwerke, von denen wir drei Beispiele auf der Vorseite und hier zeigen können.
Alles begann vor etwas mehr als zwei Jahren. Der Archivar des Klosters, Herr Brandis, zeigte uns das Foto einer Stickarbeit, die von einer Jane Schulenburg angefertigt sein sollte. Die hohe Qualität der Stickerei beeindruckte uns sehr, und wir wollten mehr über die Urheberin erfahren. Bei Google wurden wir fündig und schrieben eine Mail an die dort gefundene Adresse. Kurze Zeit später bekamen wir eine Antwort-Mail, die wir unten in Auszügen wiedergeben.
Sehr geehrte Herr und Frau Hirschler!
Ich möchte Ihnen von Herzen für Ihren freundlichen Brief danken. Meine Kollegin und Freundin Heidi Wilde hat sich netterweise dazu bereit erklärt, meine Antwort ins Deutsche zu übersetzen.
Ja, Sie haben die richtige Person erreicht. Die Stickerei, die Sie Ihrer Mail angehängt haben, ist in der Tat von mir. Ich glaube, dass die Stickerei von einer meiner Kolleginnen im Mediaevistikbereich an das Kloster Wienhausen geschickt worden war mit der Bitte um Erlaubnis, sie für die Einband-Illustration eines Buches zu benützen, das über Nonnen des Spät-Mittelalters in Wienhausen und Umgegend veröffentlicht werden soll. Das Buch wurde von der verstorbenen mediaevistischen Historikerin June Mecham geschrieben und ist von meinen Kollegen ediert worden.
Ich selbst bin Professorin für Geschichte des Mittelalters hier an der Universität Wisconsin-Madison. Meine Lehrtätigkeit und Forschung konzentriert sich auf die religiöse und soziale Geschichte des Mittelalters, Nonnen und Klöster, weibliche Heilige, und den sakralen Raumbereich. Mein Buch “Forgetful of their Sex” (= Ihr Geschlecht vergessend) untersucht weibliche Heiligkeit in England, Frankreich und Irland von etwa 500-1100. Leider existiert dieses Buch nur auf Englisch. Vor kurzer Zeit habe ich einen Artikel über religiöse Frauen des Mittelalters geschrieben, die in frühen historischen Urkunden als Stickerinnen erwähnt werden.Zusätzlich zu meinen Kursen über die Geschichte des Mittelalters und Geschichte der Frauen organisiere ich auch mittelalterliche Studienreisen für Erwachsene in weiterführenden Bildungskursen. In diesem Herbst werden wir unsere 35. Reise nach Irland unternehmen. Vor ein paar Jahren besuchten wir mittelalterliche Stätten in Sachsen: Quedlinburg, Magdeburg, Halberstadt, Hildesheim, Goslar, usw., und machten in Wienhausen sowie Kloster Lüne Halt, wo wir die herrlichen Stickerei-Sammlungen besichtigten. Ich war sehr von der Größe und Qualität der Stickereien beeindruckt – sie sind einfach großartig. Uns gefiel Wienhausen sehr gut, und wir planen mit einer anderen Studienreise im Jahre 2012 dorthin zurückzukehren. In meiner Freizeit habe ich auch über dreißig Jahre hinweg gestickt – hauptsächlich in dem „opus anglicanum“-Stich. Die Thematik ist auf Frauen des Mittelalters konzentriert, und die Abbildungen beruhen auf Illuminationen in Manuskripten, Wandgemälden, Wandteppichen, Mosaiken, Kirchenfenstern, usw. Ich habe bis jetzt ungefähr 35 Stickbilder angefertigt und habe verschiedene Ausstellungen meiner Arbeiten gehabt – hauptsächlich in Kunstmuseen von Hochschulen und Universitäten.
Ich möchte Ihnen nochmals herzlich danken, dass Sie mir geschrieben haben. Ich freue mich darauf, wieder von Ihnen zu hören.
Mit herzlichen Grüßen,
Jane Schulenburg
Das war schon eine ziemliche Überraschung und eine große Freude! Es gingen dann viele Mails hin und her, und schließlich, während ihres diesjährigen Deutschland-Besuchs, begegneten wir Frau Prof. Schulenburg und ihren 22 amerikanischen Studenten im Kloster Wienhausen, wo die Gruppe an einer intensiven Führung teilnahm und sich danach von Elke Hirschler von deren Kursen erzählen ließ. Am Abend saßen wir dann im Celler Ratskeller gemütlich zusammen.
Elke Hirschler erzählt am Beispiel ihres Elisabeth-Teppichs von ihrer Arbeit in den Wienhausen-Kursen. Prof. Jane Schulenburg steht hinter der rechten Seite von Frau Hirschler (unter dem schwarzen Punkt).